Paulskirche © Susanne Wöhlke
Paulskirche © Susanne Wöhlke

St. Paulskirche Schwerin

Die St. Paulskirche gilt als Musterbeispiel neogotischer Architektur. Herausragend ist nicht nur ihre Position auf einem Hügel in der Altstadt von Schwerin, sondern auch ihr Inneres. Seit ihrer Weihe 1869 ist sie nahezu unverändert durch stürmische Zeiten gekommen. Glasfenster, Maßwerk und eine mächtige Friese-Orgel sind nicht die einzigen Zeugnisse der Kirchenbaukunst des 19. Jahrhunderts. Die Kirche ist evangelisch. Besichtigung nach Voranmeldung.

Auf der höchsten Erhebung in der Stadt gelegen, ragen Turm und drei Türmchen der Paulskirche in den Himmel. Prägnant bildet sie entlang der Schlossstraße die fundamentale Sichtachse zur Niklot-Halle im Hauptturm des Schlosses und zu St. Nikolai oberhalb des Pfaffenteiches. Damit verband sie das Machtzentrum Schloss mit den stetig wachsenden Teilen der Stadt. Beinahe zierlich präsentiert sich die neogotische Kirche aus dem Jahre 1869. Umso erstaunlicher ist es, dass ihr seit ihrer Weihe nichts etwas anhaben konnte. Die Kirche trotzte beiden Weltkriegen und anderen stürmischen Zeiten – alle Teile sind original.

Ihre Glasfenster, das Gestühl, die Kanzel sowie eine mächtige Orgel von Friedrich Friese III. sind daher noch so erhalten wie zum Zeitpunkt ihrer Erbauung. Die Orgel besticht durch einen kraftvollen warmen Klang – so, wie Kenner es allen Instrumenten Frieses nachsagen. Immer wieder erklingt die Orgel zu Konzerten, denn die Kirchenmusiktradition wird in der Paulskirche seit ihrer Weihe ebenso gepflegt wie das Instrument selbst.
Doch nicht nur die Orgel strotzt vor Kraft. Auch das Fundament der Kirche ist außergewöhnlich massiv. Das hat einen simplen Grund: Die Paulskirche liegt direkt an Bahngleisen – beinahe führen diese unter ihr entlang. Das Fundament, auf dem sie steht, umfasst daher das Zweifache ihrer eigenen Baumasse. Überhaupt kamen beim Bau der Kirche modernste Methoden zum Tragen. Ihr Dachstuhl ist aus Stahl, ihr Maßwerk aus witterungsbeständigem Klinker.

Ein neues Glocken-Geläut wartet auf seinen Einsatz
In naher Zukunft soll umgebaut werden: Die Stahlglocken im Turm der Paulskirche sollen weichen, denn die größte ist bereits defekt und wird nicht mehr regelmäßig geläutet. Schön ist, dass die Gemeinde Neheim bei Arnsberg fünf Glocken geschenkt hat. Ihre Paulskirche ist entwidmet worden und so sollen deren Bronzeglocken jetzt in Schwerin erklingen. Dann ergeben ihre Töne den Beginn des Liedes „Herrgott, Dich loben wir. Herrgott, wir danken Dir.“ Die neuen Glocken wiegen insgesamt mehr als 35 Zentner. Die Größte bringt dabei etwa zwölf Zentner auf die Waage und hat einen Durchmesser von mehr als einem Meter. Bis die neuen Bronzeglocken läuten können, müssen noch einige Vorarbeiten gestemmt werden. Um den Glockenstuhl anzupassen, braucht es Geld. Aus diesem Grund müssen sich die Schweriner und Touristen noch gedulden.
Bis dahin lassen sich die geschenkten Glocken in der Paulskirche bestaunen. Dort sind sie aufgestellt – ein Besuch lohnt sich.

Zum Stil
Dem schönen Bau liegt das Eisenacher Regulativ zugrunde. Dabei handelt es sich um einen Vorschriftenkatalog. Er sorgte ab 1861 für den genormten Bau protestantischer Kirchen. Der Schweriner Oberkirchenratspräsident Theodor Kliefoth hatte dabei maßgeblich mitgewirkt. In der technischen Ausführung der Paulskirche setzte man moderne Materialen wie Eisen, Beton und Asphalt ein. Das Geld für den Kirchenbau stammte überwiegend aus der Schatulle des Großherzogs. Ein Viertel der Bausumme kam aus einer privaten Stiftung und war für den Turm der Kirche gedacht. Damals war der Eingang auf der Südseite der Kirche dem Großherzog und seinen Angehörigen vorbehalten. Von hier aus konnte er den prunkvoll ausgeführten Herrschaftsstand einfach erreichen. Hier steht der prunkvolle Baldachin auf der Südseite des Chores.

Wer sich heute im Inneren der Paulskirche umsieht, wird die Kanzel und ihre aufwändigen Schnitzereien im gotischen Stil bewundern können. Dabei erkennt der Betrachter die vier Evangelisten sowie Moses und Paulus. Das Altarbild ist dreiteilig und stellt die Heilsgeschichte dar: Die Menschwerdung Gottes in der Geburt Jesu, sein Tod am Kreuz und die Auferstehung. Damit ist der Bezug zu den drei Eckdaten des Kirchenjahres hergestellt: Weihnachten, Karfreitag und Ostern.
Die Fenster der Kirche, nach Entwurf des Düsseldorfer Historienmalers Gustav Stever und von Ernst Gillmeister gestaltet, sind ebenso beeindruckend. Sie zeigen das Programm des Oberkirchenrats Kliefoth – unter anderem mit der damals selbstverständlichen Darstellung Luthers vor dem Reichstag in Worms. Auch Pribislaw, Sohn Niklots, der sich taufen ließ und seit 1170 der erste christliche Vertreter des Obotritenhauses war, ist abgebildet.

 

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St. Paulskirche Schwerin


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Anbieter: Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde St. Paul, Am Packhof 8, 19053 Schwerin
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