Gutshausrettung

Herrenhaus Brookhusen

Ein neues Leben für ein altes Haus

Manchmal sucht man nicht nach einem Ort – er findet einen. So erging es auch Antje Glasow-Wege und Thomas Wege, den heutigen Eigentümern des mit viel Hingabe, denkmalgerecht sanierten Gutshauses Brookhusen.

Dabei war die Entdeckung eher zufällig: Nach dem Campingurlaub verirrten sie sich beim Erkunden der Region und stießen plötzlich auf ein scheinbar vergessenes Anwesen – eingezäunt, überwuchert von meterhohen Brombeerranken, fast vollständig verborgen. Und doch war für die beiden sofort spürbar: Dieser Ort erzählt Geschichte und birgt enormes Potenzial.

Damals war das Gebäude kaum zugänglich. Eine Seite lag verborgen hinter drei Meter hohen Hecken, das Dach war beschädigt, Fenster und Fassade stark verfallen. Das Gutshaus stand bereits auf der Abrissliste – und doch entschieden sie sich: Dieses Haus soll nicht verschwinden. Die Vision war da: Das Herrenhaus sollte nicht nur gerettet, es sollte erhalten und in neuem Glanz wiederhergestellt werden. Mit Respekt vor seiner Geschichte, mit Sorgfalt im Sinne der Denkmalpflege und mit einem Blick für das, was einmal gewesen ist – und was wieder sein könnte.

Ein Haus mit Geschichte

Seit 2008 wird das Gutshaus in Etappen saniert. Die Ausgangslage war alles andere als einfach: Die Bausubstanz war geschädigt, viele Räume waren von aufsteigender Feuchtigkeit betroffen. Teile des Hauses waren vermüllt, in den Wänden verbarg sich nicht selten baulich fragwürdige Dämmung. Dennoch: Der historische Charakter blieb unverkennbar – und sollte konsequent bewahrt werden.

Mit großer Ausdauer, handwerklichem Geschick und viel Eigenleistung setzten Antje Glasow-Wege und Thomas Wege ihre Vision um. Besonders aufwendig war die Wiederherstellung des Dachs samt Turmkonstruktion. Auch die Fassade wurde Schritt für Schritt rekonstruiert. Die ursprüngliche Veranda auf der Südseite, die bereits verloren war, wurde nach alten Fotos mit traditionellen Holzverbindungen originalgetreu neu aufgebaut – nicht aus fertigen Bausätzen, sondern als Einzelanfertigung nach historischem Vorbild. Fenster, Türen, Verdachungen und Giebel erhielten ihre ursprüngliche Gestaltung zurück.

Bei der behutsamen Sanierung des Anwesens legten die heutigen Besitzer besonderen Wert auf die Verwendung historischer Baumaterialien. Statt industriell gefertigter Massenware suchten sie gezielt nach Originalsubstanz mit Geschichte. So stammen beispielsweise die Ziegel im klassischen Reichsformat von einer alten Schule in Leipzig, die abgerissen wurde – persönlich abgeholt und sorgsam verbaut.

Auch die Innentüren haben eine Vergangenheit: Sie wurden ebenfalls aus einem Abrisshaus in Leipzig gerettet und fügen sich heute nahtlos in das historische Gesamtbild ein. Für das Obergeschoss wurde sogar Stabparkett aus Süddeutschland organisiert – gebrauchte Ware, die vom Hausherrn selbst geborgen wurde. Die Aufbereitung war aufwendig: Jedes Stück musste sortiert, angepasst und in mühevoller Handarbeit verarbeitet werden. Die Dielen, teils über 100 Jahre alt, wiesen unterschiedliche Stärken auf – eine Herausforderung, die Geduld und Präzision verlangte.

Der Aufwand war beträchtlich, wirtschaftlich kaum zu rechtfertigen – doch das Ergebnis spricht für sich: Der authentische Charme, die warme Ausstrahlung und das einzigartige Flair der verwendeten Materialien lassen sich mit neuen Baustoffen kaum nachbilden. Wer durch die Räume geht, spürt sofort: Hier lebt Geschichte – stilvoll und mit großer Wertschätzung ins Heute geholt.

Von der Ruine zum Schmuckstück

Heute ist bereits vieles geschafft. In enger Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege wurde jedes Detail geprüft: Wo es möglich war, wurden historische Elemente erhalten, andernorts mit passenden Materialien und Techniken der Zeit ergänzt.  Und auch die Umbauten sind funktional durchdacht: Räume wurden so angepasst, dass sie heutigen Wohnbedürfnissen gerecht werden – mit abgeschlossenen Ferienwohnungen, modernen Bädern und liebevoll ausgewähltem Interieur, das zur Bauzeit passt. In den ehemaligen Wirtschaftsbereichen entstanden stilvolle Wohnungen – mit alten Eichenbuffets, gemütlichen Sitzecken und restaurierten Details. Alte Möbelstücke wurden aufgearbeitet und harmonisch eingefügt – nicht als Dekoration, sondern als Teil eines lebendigen, authentischen Ensembles.

Ein Projekt mit Herz und Haltung

Was einst als Zufallsfund begann, ist heute ein Herzensprojekt – getragen von dem Wunsch, ein Stück Kulturgeschichte zu bewahren. Die Sanierung des Gutshauses ist dabei nicht nur eine architektonische Herausforderung, sondern auch ein Zeichen dafür, was möglich ist, wenn Leidenschaft, Sachverstand und Geduld aufeinandertreffen.

Die Geschichte dieses Hauses ist noch lange nicht zu Ende erzählt – aber sie hat ein neues, beeindruckendes Kapitel bekommen.

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